Was mache ich eigentlich hier?

Molweni, Goeie Dag, Sawubona!

(Begruessungen in isiXhosa (die Sprache der Xhosa, die urspruenglich vom Eastern Cape kommen, aber hier einen sehr grossen Teil der Bevoelkerung ausmachen), Afrikaans (die Sprache der Coloureds und der weissen Afrikaaner) und Swati (die Sprache der Swazi, also auch der Bevoelkerung von Swaziland und auch die Sprache einiger meiner Mitbewohner)

 

Diesen Blogpost widme ich dem eigentlichen Grund, warum ich hier bin: der Arbeit bei Abalimi.

Nach guten 1,5 Monaten kann ich jetzt ganz gut erklaeren was Abalimi eigentlich macht.

Der Hauptfokus liegt darauf, die Bevoelkerung der Cape Flats (die Townships ausserhalb des Inenstadtbereichs Kapstadts) beim Anbau von Gemuese zu unterstuetzen. Das Stichwort heisst hier Food Security, also die Versorgung mit (guten) Lebensmitteln zu verbessern. In den Town Ships ist diese eher schlecht, was zum Einen daran liegt, dass bei der Ernaehrung haeufig billig und schnell fuellend wichtig sind. So lassen sich auch einige "Spezialitaeten" wie "Chip Roles" (Broetchen oder auch einfach weisses Toastbrot mit Pommes und Essig) oder "Gatsbys" (eine Art weiches Baguette gefuellt mit Pommes, Fleisch und allem anderen, was man gerne reinpacken moechte) erklaeren.

Andererseits besteht der Boden der Cape Flats hauptsaechlich aus Sand, wodurch der Anbau von jeglichen Pflanzen sehr schwer ist.

 

Abalimi bietet deswegen regelmaessig (ca. alle 2 Wochen) einen dreitaegigen Basic Training Workshop in den beiden Garden Centren in Nyanga und Khayelitsha an, bei dem die Teilnehmer lernen, wie sie richtig Gemuese anbauen. Themen sind z.B. der Boden, Kompost, natuerliche Duenger, Schaedlinge, Fruchtwechsel, Erntezeiten,... Am Ende erhalten die Teilnehmer dann neben einem Zertifikat einen Starter Kit (Kompost, Samen, Setzlinge, Duenger) um direkt anfangen zu koennen.

Die "Micro-" oder "Smallscalefarmer", die Abalimi betreut, sind entweder "Home Gardeners", bauen also Gemuese in ihrem Garten an, oder Mitglieder eines "Community Gardens", bewirtschaften also eine Flaeche in einem groesseren Garten. Viele dieser "Community Gardens" befinden sich auf freien Flaechen, die nicht anders genutzt werden koennen/duerfen (sonst staenden dort vermutlich Haeuser) wie z.B. die SCAGA Gaerten, die sich unter einer Hochspannungsleitung befinden. Diese Farmer koennen alles, was man zum Gaertnern braucht (Setzlinge, Samen, Kompost, Duenger,...) in den Garten Centren kaufen und sich gleichzeitig noch einige Tipps und Tricks abholen.

 

Abalimi unterstuetzt sie also nicht nur Training sondern auch Hilfe und Tipps, wann immer sie sie brauchen.

Des Weiteren werden Spenden fuer bestimmte Projekte eingesammelt, um z.B. einen Garten eines behinderten Mannes mit Zaeunen, Windschutz und Erde auf Vordermann zu bringen oder Gaertner kostenlos Kompost zur Verfuegung stellen zu koennen.

Eine Art Unterorganisation von Abalimi ist Harvest of Hope. Farmer, die mehr als sie fuer den Eigenbedarf brauchen anbauen, koennen Gemuese an Harvest of Hope verkaufen. Der Fahrer von Abalimi sammelt dieses dann ein oder holt es im Garten Centre ab und bringt es in den Pack Shed (wo auch das Buero ist), wo es nochmal gereinigt und sortiert wird. Von dort gibt es dann zwei moegliche Wege fuer das Gemuese. Entweder landet es in einer der woechentlichen Veggieboxes. Die funktionieren nach dem Abonement-Prinzip: Man bestellt entweder die Standard-Box oder die extra grosse Family-Box und kann sich dann jede Woche Dienstag an einem Abholort in der Naehe (meistens Cafes oder Restaurants oder kleine Laeden) eine Box mit frischem saisonalem Gemuese abholen. Der Inhalt ist allerdings eine Ueberraschung.

Oder das Gemuese wird im Wholesale verkauft, heisst also in grossen Mengen. Die Abnehmer hierfuer sind Cafes, Hotels und Restaurants, die entweder etwas spezielles bestellen oder anfragen, was zur Verfuegung steht.

Da letzteres Programm allerdings momentan besser laeuft, wird Abalimi sich im naechsten Jahr vermutlich eher darauf konzentrieren.

Soweit zur Organisation Abalimi.

Aber was mache ich egentlich?

Eine konkrete Aufgabe habe ich nicht, ich uebernehme verschiedene kleinere Aufgaben.

Ca. 2/3 meiner Zeit verbringe ich im Buero mit verschiedensten Bueroaufgaben. Unter anderem bin ich die inoffizielle Scan-, Kopier- und Word-Expertin und verbringe auch gerne mal 2h damit, irgendwelche Akten zu digitalisieren. Dann kuemmere ich mich um das Farmer Register. Dabei handelt es sich um ein Excel-Dokument mit knapp 10.000 Zeilen, in dem alle Kunden, die seit 2008 etwas in einem Garten Centre gekauft haben, mit jeglichen Informationen festgehalten. Ich bekomme also in regelmaessigen Abstaenden einen Stapel eher weniger ordentlich ausgefuellter "Sales Dockets", denen ich dann die Informationen der Kunden entnehme bzw. ueberpruefe, ob sie schon mal etwas gekauft haben und dies dann vermerke. Klingt leichter als es ist, da sowohl Namen als auch Adressen mir sehr unbekannt und haeufig sehr schwierig zu entziffern sind. Aber langsam kann ich die meisten Stadtteile Kapstadts auswendig.

Ausserdem fuelle ich noch weitere Excel-Tabellen aus, z.B. mit den Ausgaben der Garten Centre.

Als weitere Aufgabe wurde mir Social Media zugeteilt. D.h. ich bin viel mit meiner Kamera unterwegs und poste Storys und Posts auf dem Instagram- und Facebook-Account von Abalimi.

Mein Hauptprojekt in letzter Zeit war aber der jaehrliche Newsletter, den Abalimi am Ende des Jahres an Freunde und Unterstuetzer verschickt. Dafuer habe ich in den letzten Monaten Reporterin gespielt und Fotos gemacht, Leute interviewt und Artikel geschrieben. Als letztes habe ich jetzt noch die Auswertung der Statistiken beendet. Ab jetzt werden nur noch Entwuerfe probe gelesen und korrigiert. Mal schauen, was mein naechstes groesseres Projekt wird.

 


Inzwischen ist der Newsletter fertiggestellt und ich darf ganz stolz mein groesstes Projekt der ersten Monate präsentieren:

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Abalimi_Newsletter ALL 2019 WEB.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.1 MB

Wenn ich aber mal nicht im Buero beschaeftigt bin, helfe ich auch oefters in den Gaerten beim Pflanzen, Giessen, Verkaufen, Ernten, Umgraben, Unkraut jaeten, ... mit. Das macht mir auch immer super viel Spass und ist eine sehr gute Abwechslung vom manchmal doch eher eintoenigen Bueroalltag.

Ausserdem habe ich auch schon ein paar mal den Fahrer bei der Abholung und Auslieferung des Gemueses begleitet.

Damit verbringe ich einen Grossteil meiner Zeit hier, wobei zwischendrin natuerlich auch das Teetrinken, Gespraeche mit den Kollegen und der Gang zum Kiosk nicht fehlen darf.

 

Damit ihr einen besseren Eindruck von meinem Projekt und somit auch von meiner Arbeit bekommt, hier noch weitere Bilder:

 

 

Letztens war das Farmers Meeting, bei dem viele der Gaertner, die irgendwie mit Abalimi arbeiten, zusammen kamen.

 

 

 

 

Hierbei wurden viele verschiedene Themen ausfuehrlich diskutiert.

 

 

 

 

 

Auch wenn ich leider nur sehr wenig verstanden habe (meistens wurde Xhosa gesprochen), war klar zu erkennen, dass alle die Veranstaltung und die Gespräche sehr ernst genommen haben und sehr im Thema drin sind.

 

 

Ausserdem wurden Zertifikate fuer die Abalimi Farmer Competition verliehen. Dies wurde dann von den Gewinnern mit Gesang und Tanz gefeiert.

Und hier noch ein paar Farmer, deren Gaerten ich besucht habe:

 

 

 

 

Bei diesem Kindergarten wird Gemuese fuer das Mittagessen der Kinder angebaut. Ein uebliches Konzept, da sonst die Ernaehrung der Kinder eher ungesund oder zu teuer waere.

 

Ein weiterer Kindergarten, in dem anscheinend sehr gerne Spinat gegessen wird. Die Gaertnerin hat uns nach unserem Besuch sogar noch zum Essen eingeladen. (Es gab Vetkoek, fritierte Teigkloesse aehnlich wie Krebbel)

 

 

 

Als Beet wird jedes mögliche Behältnis umfunktioniert:)

 

 

 

Ein Jugendprojekt neben der Gugulethu High School

 

 

 

 

 

Rote Beete ist neben Spinat eindeutig das beliebteste Gemuese!

 

 

Ein riesiger Garten, der mehr als 10 Leute ernaehrt und sogar noch Produkte fuer den Verkauf bringt.

 

 

 

 

 

 

... und sogar eigene Setzlinge produziert.

 

 

Und als letztes noch ein toller Garten eines aelteren Ehepaars, die eine grosse Leidenschaft fuer Gemueseanbau haben.


Enkosi fuers Lesen! Ich hoffe ich konnte jetzt den Eindruck, dass ich eigentlich nur Freizeit habe, erfolgreich fuer falsch erklaeren:) Liebe Gruesse aus der Mother City!