Kleines Update

Molweni liebe Blogleser,

"We are not late, we are just not on time" (meine Mitbewohnerin auf dem Weg zu einem gemeinsamen Theaterbesuch)

Ganz nach diesem Motto melde ich mich nun endlich auch mal wieder, hauptsächlich, um zu sagen, mir geht es hervorragend!

Meine in letzter Zeit doch eher sehr sporadische Berichterstattung ist meiner Beschäftigtkeit (falls es dieses Wort gibt) verschuldet.

Seit meinem letzten Eintrag haben mich folgende Dinge vom Bloggen abgehalten:

Zweiwöchiger Road Trip die Garden Route lang und Weihnachten mit den anderen SageNet-Freiwilligen in Port Elizabeth, Weihnachtsferien, Neujahrschaos im Büro, Besuch meiner Eltern und eine zweite Reise die Garden Route entlang, Abreise meiner Mitfreiwilligen und daraus resultierend noch mehr Arbeit für mich, Zwischenseminar an der Wild Coast und dann natürlich das Alltagsleben mit Arbeit, Hobbys, Freunden und (wenig) Schlaf.

 

Über all diese Themen hoffe ich in nächster Zeit ein paar Artikel zu schreiben, denn es gibt viele Eindrücke und Erfahrungen zu teilen, nicht zu vergessen: Fotos!

Natürlich muss ich auch irgendwie den Elefanten im Raum ansprechen: 

Corona! Ich sehe es positiv, vielleicht habe ich bald viel Zeit um mit meinen Blogartikeln aufzuholen. Eine kurze Zusammenfassung der Situation hier: ungewiss! Eine Ansprache des Präsidenten zu Maßnahmen war für heute 17:00 geplant. Stand 18:39: immer noch nichts. Momentan gibt es hier nur gut 50 Fälle, die sich größtenteils im Ausland angesteckt haben. Jedoch sind Seife und Desinfektionsmittel bereits ausverkauft. 

Toilettenpapier gibt es jedoch in Mengen, genauso wie Nudeln. (Ich vermute eh, dass in den nächsten Tagen nicht Nudeln, sondern Bohnen, Reis und Maismehl ausverkauft sein werden.) Das Problem hier ist nur, dass die Regierung leider unheimlich korrupt ist und der Tourismus (hauptsächlich aus Europa) einen ganz wichtigen Teil der Wirtschaft ausmacht. Ob die Grenzen zugemacht werden, ist deshalb fraglich.

Außerdem ist das Gesundheitssystem für die meisten Menschen hier sehr schlecht. (Ich bin da als deutsche Freiwillige mit einer Krankenversicherung in Kapstadt in einer außergewöhnlich guten Position, da ich im Fall der Fälle in ein super ausgestattetes Privatkrankenhaus gehen würde.) Durch die Wohnsituation in den Townships ist Quarantäne dort kaum möglich und die meisten Menschen sind vorbelastet durch HIV und/oder Tuberkulose. Ihr könnt euch vorstellen, was Corona anstellen könnte...

Wir bleiben hier aber alle positiv und hoffen auf das Beste. Ich versuche auch das ganze positiv zu sehen: im allerschlimmsten Fall komme ich ganz evtl. früher nach Hause. (Aber macht euch nicht zu große Hoffnungen, ich denke, dass das eher unwahrscheinlich ist.) Zum Glück, kann ich die meiste meiner Arbeiten für Abalimi auch im Home Office erledigen, zumindest für ein paar Wochen. Langweilig wird mir also nicht, schließlich habe ich momentan 9 Mitbewohner, Kartenspiele, Tiefkühlpizzen, einen Aquarellkasten und semigutes Wlan.

Die Stimmung ist hier generell auch eher entspannt (typisch Südafrika), auch wenn sich alle der großen Gefahr bewusst sind. Dies ist jedoch auch dem verschuldet, dass hier viele Leute andere Probleme haben.

Ein Problem, dass alle Südafrikaner betrifft: Load Shedding!

Was viele nicht wissen oder auch als Touristen nicht unbedingt mitbekommen: Südafrika generiert nicht genug Strom für das ganze Land. Zur Ursache gibt es verschiedene Meinungen: Eskom (primärer Stromanbieter, der glaub ich das Monopol hat) bekommt mehr Geld wenn er Strom ins Ausland verkauft, es gibt einfach nicht genug Kraftwerke und die vorhandenen sind nicht zuverlässig, Eskom hat zu wenig Geld um weitere Kraftwerke zu bauen,unter anderem auch weil viel Strom illegal abgezapft wird etc.

Das ganze wirkt sich wie folgt aus: Jede Stadt ist in Bezirke eingeteilt und nach einem Plan wird der Strom in bestimmten Zeiten für meistens 2.5h abgestellt. Je nach Level des Load Sheddings (das wird meistens einen Tag vorher angekündigt) haben wir zwischen ein und vier mal am Tag keinen Strom. Die vergangen Woche hatten wir z.B. Level 4 und dreimal am Tag für 2.5h keinen Strom. Für dieses Wochenende gab es zum Glück kein Load Shedding. Ich hatte die Woche nur das Pech, dass sich das Load Shedding auf der Arbeit und Zuhause genau so überschnitten hat, dass ich teilweise nur 5h Strom am Tag hatte. Load Shedding gibt es jedoch schon seit Jahren, weswegen Vieles darauf eingerichtet ist: Wir haben einen Gasherd und -ofen, eine Solarlampe in der Küche, jeder hat immer Kerzen griffbereit und viele Cafes, Restaurants und Shops haben Generatoren, sodass zumindest die Kassen funktionieren. Jedoch gestaltet sich z.B. Wäschewaschen schwierig und Wlan ist auch so ne Sache... Unser Kühlschrank läuft auch jedesmal wenn Load Shedding ist aus. Aber man ist es gewöhnt und auf der Arbeit freut man sich über 2.5h Plaudern, wenn man schlau ist, macht man sich noch kurz vorher einen Kaffee. Nervig ist es aber trotzdem... Allerdings hat Load Shedding schon zu wunderschönen Abenden mit Gesprächen bei Kerzenschein geführt. Auch wenn ich die Offlinefunktion von Spotify und Youtube/Netflix ganz neu zu schätzen gelernt habe und auch mehr zum Lesen komme (Dafür eignet sich eine Stirnlampe übrigens hervorragend.)

Hier meine Empfehlungen gegen Langeweile in Deutschland: Born a Crime (oder Farbenblind auf deutsch) von Trevor Noah lesen (lustig und informativ gleichzeitig, Thema Apartheid), die Facebook oder Insta-Seite von Abalimi auschecken:

 

 https://www.facebook.com/abalimi.bezekhaya.ct https://www.instagram.com/abalimi_bezekhaya/ , diesen Blog lesen, mir einen Brief schreiben (wer meine Adresse nicht hat, kann mich gerne über das Kontaktfeld kontaktieren), etwas typisch südafrikanisches Kochen: Chakalaka mit Pap oder eine Milk Tart backen (Für Rezepte einfach auf die unterstrichenen Wörter klicken). Über Bilder des Ergebnisses würde ich mich natürlich freuen!

 In diesem Sinne: Sale Kakuhle (Stay safe in Xhosa) und bleibt positiv.

 Milena


Update Montagmorgen: die Ansprache fand dann doch noch statt. Die Maßnahmen scheinen mir sehr sinnvoll zu sein: keine Einreise aus betroffenen Gebieten, keine Schule und keine großen Veranstaltungen mehr. Ich werde so viel es geht von zu Hause arbeiten, um nicht mit dem Taxi fahren zu müssen. Ich bin erleichtert.